@Ecki
Deutschland und seine Strassen
17. Jahrhundert:
Überlandstraßen in der Mark Brandenburg waren in schlechtem Zustand, oft unbefestigt, zerfahren und bei nassem Wetter voller Schlamm. Auch die Breite der Fahrbahn war nicht eindeutig festgelegt. Nach rechts und links wichen die Kutscher auf die Acker- und Wiesenstreifen aus und hinterließen tiefe Radspuren
Auf Grund dieser desolaten Zustände veranlaßte bereits Friedrich der II. den Ausbau von (nur!!) 3 Hauptausfallstraßen als gepflasterte Chausseen, die älteste dieser Kunststraßen führte seit 1791 von Berlin nach Potsdam. Preußen war damit im Straßenbau Deutschlands spitze! Ziel der Staatswirtschaft im alten Preußen war angesichts knapper Kassen immer hohe Effizienz, gebaut wurde nur was unbedingt nötig war. Nur die Römer hatten schon ein par Jährchen eher bedingt durch Ihre Expansionspolitik befestigte Straßen durch ihr Reich…
Im Angesicht dieses Vorbildes - Deutschland 20. Jahrhundert:
Die detaillierten Pläne zum Autobahnbau stammten aufgrund der Motorisierung in der Weimarer Republik im wesentlichen aus den zwanziger Jahren. Im Mai 1933 veröffentlichte der auto- und technikbegeisterte Adolf Hitler ein Programm zum Bau von Autobahnen, gemäß dem sich ein dichtes Netz von vierspurigen Autostraßen über Deutschland spannen sollte. Das erste Autobahnteilstück Deutschlands war im August 1932 zwischen Köln und Bonn freigegeben worden. Im Herbst 1934 befanden sich rund 1.500 Autobahnkilometer im Bau. Ab 1935 wurden kleinere Autobahnteilstücke fertiggestellt, das erste im Mai von Frankfurt nach Darmstadt. Von den geplanten 6.900 km waren bis 1945 rund 3.800 km gebaut.
Bis 1955 war man in der neu geschaffenen Bundesrepublik damit beschäftigt, die durch den Krieg entstandenen Schäden zu beseitigen und die beschädigten Strecken zu reparieren, denn die Betonpisten wurden durch den Vormarsch der Alliierten mit ihrem Kriegsgerät beschädigt sowie die Brücken durch Sprengkommandos der Wehrmacht zerstört, um den Vormarsch der Alliierten zu erschweren. In den folgenden Jahren griff man das ursprüngliche Konzept der Autobahnen jedoch wieder auf.
Autobahnen wurden für die rasant wachsende Wirtschaft immer wichtiger, denn sie schufen direkte und schnelle Verbindungen zwischen den neu entstehenden Wirtschaftszentren in Deutschland. Im Jahre 1959 wurde daher der "Ausbauplan für Bundesfernstraßen" verabschiedet. Ein Ziel dieses Planes war es, daß bis 1970 etwa 2.000 km neuer Bundesautobahnen fertig gestellt sein sollten. Dieses Ziel wurde sogar übertroffen, denn im Jahre 1970 waren insgesamt 4.500 km befahrbar, wenn man die ehemaligen "Reichsautobahnen" dazu addierte.
Die Autobahnen erreichen heute, zusammen mit den Strecken der ehemaligen DDR, eine Gesamtlänge von knapp 12.000 km (Stand Ende 2002).
Von 1933-1940 wurden also in nur 8 Jahren die 3800 Autobahnkilometer gebaut von denen auch der Osten anteilig bis 1989 profitieren konnte. In den folgenden fast 60 Jahren wurden immerhin 8000 Autobahnkilometer gebaut (gesamtdeutsch) und ab den 80ern auch auf hohem technologischen Niveau.
Vgl. Flächenwirkung der Deutschen Autobahnen:
Autobahnen
Nach heutigem Stand kostet 1 km Autobahn durchschnittlich zwischen 10 und 15 Millionen Euro
Das ergibt als Investitionsvolumen des gesamten vorhandenen Autobahnnetzes
120 000 000 000 -180 000 000 000 (120-180 Mrd.) Euro.
Bei einer durchschnittlichen Standzeit von 25 Jahren pro Autobahnkilometer (ohne Reparaturen) bedingt durch Strecken und Systemverschleiß müssen also pro Jahr mindestens Rücklagen in Höhe von 4,8-7,2 Mrd. Euro gebildet werden um nur das bestehende Streckensystem zu erhalten. Ebenso könnte man dieses Geld jährlich investieren um alle Autobahntrassen auf dem aktuellen technischen Stand zu erhalten. Diese Reparaturkosten fallen nur deshalb nicht noch höher aus, weil die Planungs- und Erschließungskosten der ursprünglichen Strecke nicht in Ansatz gebracht werden müssen.
Wir haben also im Jahr ca. 6 Mrd. Euro auszugeben nur um die Autobahnen zu erhalten, Hinzu kommen noch die wesentlich flächendeckenderen Bundesstraßen, ich erspare mir hier eine ähnliche Ausstellung.
Nun zur Kohle die unser Staatshaushalt abwirft:
Wir haben in 2004 ebenso wie in 2003 doch tatsächlich nur 1,338 Mrd. Euro an Finanzhilfen im Verkehrswesen für die Länder eingestellt und das bei steigenden Aufgaben.
Bundesausgaben
Betriebskosten Strassensystem
Und von den veranschlagten Tollcollectsummen (2,8 Mmilliarden Euro) ist bis heute nicht ein einziger Cent geflossen.
Fehlende Einnahmen
Und das hat gravierende Folgen:
In der gesamten Zeit seit der Wiedervereinigung wurden in die 17 Projekte der deutschen Einheit immerhin 24 Mrd. Euro investiert, das sind 1,6 Mrd. pro Jahr. Und obwohl noch lange nicht alle Projekte abgeschlossen sind sollen die bisher für Bundesaufgaben beim Straßenbau vorgesehenen 5 Mrd. jährlich um 20 % gekürzt werden, insbesondere in Ostdeutschland.
Kürzung Verkehrsprojekte
Das ist schon alleine für die Instandhaltung der Autobahnen zu wenig und soll doch für alle Aufgaben im Straßenbau genügen.
Natürlich funktioniert es nur wenn alle Strecken wesentlich länger halten als angenommen und kein neuer Bedarf entsteht. Und hier sehe ich die dramatischen Parallelen zur ehemaligen DDR.
Das Streckennetz wird auf hohem Niveau aber kontinuierlich auf Verschleiß gefahren und wo das hinführt haben viele von uns schon einmal vor 15 Jahren erlebt.
Die von mir gemachten Abschätzungen kann man in vielen volkswirtschaftlichen Bereichen unseres Landes wiederholen und man gelangt stets zu einem ähnlich niederschmetternden Ergebnis.
Ich genieße daher jeden neugebauten Autobahnkilometer ohne Tempolimit, denn die Uhr tickt…
Grüße von Marco