14.03.2004, 14:02
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ich habe einige fachliche Ergänzungen für diejenigen, die tiefer in die Materie einsteigen möchten. Es waren die fachlichen Anweisungen, die ich zum Zeitpunkt meiner Lackierung zur Verfügung hatte.
Die fachlichen Aussagen stammen aus folgenden Büchern:
- Vogel Fachbuch, Hauber/Puchan/Mitz, Die Autolackierung, 5., erweiterte Aufl.,1992
- Ratgeber für den Fahrzeuglackierer, von Standox Autolack, Stand 1993
Bemerkungen innerhalb der Zitate in eckigen Klammern sind von mir.
Bei der Lackierung meiner Corvette habe ich Lacke von Standox benutzt. Der Ratgeber gibt dabei folgende Kunststoff-Lackierempfehlung (Blatt A 27, gekürzt wiedergegeben):
„Untergrund: Glasfaserverstärkter Kunststoff (GfK), Polyurethan (-integralschaum) [PUR]
Primer: Standoflex Plastik-Primer
Füller: Standox 2K-Füller +
2K-Elastik-Additiv 30 %
1. Schicht Standocryl 2K-Autolack +
2K-Elastik-Additiv 30 %
2. Schicht Standox Basislacke
Standocryl 2K-Klarlack +
2K-Elastik-Additiv 30 %“
Für PUR-Weichschaum ( ich weiß nicht, ob unsere Polyurethan-Stoßstangenabdeckungen zu PUR oder zu PUR-Weichschaum zählen, ich vermutet nur PUR) wird ein Zusetzen von Elastik-Additiv bis zu 100 % angegeben. Ich halte alle angegebenen Werte für Elastic-Additiv, also Weichmacher, aber für zu hoch.
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Das Vogel Fachbuch (gleicher Text ebenfalls im Ratgeber abgedruckt) gibt folgende Informationen zum Thema „Lackieren von Kunststoffteilen“
(Seite 83):
Reinigung
„Kunststoffe werden mit komplizierten Formen und Pressen oder anderen hochtechnisierten Werkzeugen hergestellt. Zur einwandfreien Entnahme der Teile aus dem jeweiligen Werkzeug werden Trennmittel in die Werkzeuge gesprüht, die nach Entnahme zum Teil recht hartnäckig – insbesondere bei PUR-Teilen – am Kunststoff haften. Die Trennmittel enthalten Silikone und Wachse, die vor dem Lackieren 100%ig entfernt werden müssen, um Fehllackierungen auszuschließen.
Die Verwandtschaft von Kunststoffen mit Wachsen ist größer als beispielsweise die von Metallen mit Ziehfetten. Deshalb haften Wachse außerordentlich hartnäckig am Kunststoff, und es bedarf eines wesentlich größeren Aufwands zu ihrer Entfernung. Durch einmaliges Abwischen mit einem Reinigungstuch lässt sich kaum etwas erreichen. Mindestens viermalige Reinigung mit Pinsel, stets frischen Lappen und frischem Reinigungstuch ist ... unbedingt erforderlich.“
Anmerkung von mir:
Die Trennwachse sind bei überlackierten Teilen bereits entfernt. Das angeführte Reinigungsprozedere ist jedoch bei nachgekauften Teilen (Polyurethan- Stoßstangenabdeckungen, ganze GfK-Teile) zu beachten.
(Seite 84):
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„Fehler und Risiken beim Lackieren von Kunststoffen sind ... :
· Unzureichende Reinigung (z. B. keine Temperung) [Ausdünsten durch Erhitzen]. Im Kunststoff aufgenommene Lösemittel üben nach dem Lackieren einen Dampfdruck aus, der sich haftstörend bemerkbar macht. Die Lackierung weist Löcher und Nadelstiche auf.
· Ungenügende Flexibilisierung des 2K-Lackmaterials. Der 2K-Weichmacher sorgt ... für die richtige Elastizität des Lackfilms. Wird 2K-Acryllack auf flexiblem oder weichem Kunststoffuntergrund ohne 2K-Weichmacher verarbeitet, ist Rissbildung vorprogrammiert ...
· Zu kurze Ablüftezeit bei Zweischichtlackierungen. Wird der Basislack zu früh überlackiert, führt dies zu Abplatzungen des Klarlackfilms.“
Anmerkung von mir:
Bei meiner Lackierung hatte ich tatsächlich an vielen Stellen diese Nadelstiche. Und abplatzenden Klarlack habe ich schon oft an nachlackierten flexiblen Stoßstangenabdeckungen an deutschen Wagen gesehen.
(Seite 87).
Entfernen alter Lackschichten von Kunststoffteilen
„ ... gilt es zu beachten:
1. Lose sitzende Lackfetzen schonend durch Abziehen oder Abblasen mit Luft oder einem Dampfstrahlgerät entfernen.
2. Festhaftende Lackstellen vorsichtig von Hand naß an- bzw. abschleifen.
3. Niemals unkontrolliert Abbeizpaste oder aggressive Lösemittel verwenden!
4. Abbeizpaste kann verwendet werden auf Gf-UP [ = GfK] ... Auf PUR/PUR weich ... ist sie mehrmals (und nicht zu satt) aufzutragen, darf aber nur kurz einwirken.
5. Nach Entfernen der Altlackierung müssen Reste der Abbeizpaste durch Abwaschen mit Wasser und Silikonentferner vom Kunststoff geholt werden. Das Kunststoffteil ist anschließend 1 Std. bei 60 °C zu trocknen, um eingedrungenes Lösemittel zu beseitigen ...“
Anmerkung von mir:
Meine Erfahrung ist, dass Abbeizpaste zwar GfK nicht angreift, aber den Gel Coat anlöst.
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Statt in einer Heizkabine den Wagen, wie oben angegeben bei 60 °C zu trocknen, kann man die Karosse natürlich auch außerhalb einer Kabine an einem trockenen (!) und warmen Ort ausgasen lassen, dann nur entsprechend (viel) länger.
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Überraschend wird für alle Leser dieser Anweisung aus dem Fachbuch sein, dass stets von „nass-schleifen“ gesprochen wird, wohingegen bei allen Beiträgen hier im Corvetteforum ausdrücklich zu „trocken-schleifen“ geraten wird. Sicherlich wird ein Fachbetrieb, egal wie nass oder trocken er geschliffen haben sollte,
die GfK-Karosse vor Auftragen des Gel Coat „ordentlich“ in der Kabine erhitzen,
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Zum Zeitpunkt meiner Lackierung war mir bekannt, dass GfK-Karossen hygroskopisch, d.h. Feuchtigkeit an sich ziehend, sind, hatte aber von dem im Forum viel diskutierten „Blasenproblem“ noch nichts gehört. Ich hatte damals irgendwo auch gelesen, dass Polyester-Reparaturharze angeblich hygroskopischer seien als Epoxid-Reparaturharze und war bezüglich meiner Reparaturarbeiten (Epoxidharz benutzt) beruhigt.
Im Zusammenhang mit einer Diskussion im Oldtimer-Diskussions-Forum über meine Lackier-Beiträge wurde darauf hingewiesen, dass auch die Unterseite der Karosse zur Verhinderung des Eindringens von Wasser entsprechend behandelt werden muss (z. B. lackieren).
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Leider weiß man nicht, wie die betroffenen Fahrzeuge zur Lackierung vorbereitet worden sind. Damit kann man auch nicht mögliche Fehler ermitteln. Der verantwortliche Lackierer wird bestimmt von seinem „Recht auf Schweigen“ Gebrauch machen.
Vielleicht gibt es auch keine „Musterlösung“ der Vorbehandlung ( besonders Entfernen Altlack) der Karosse zum Lackieren (ganz sicher kann man aber eindeutige Fehler aufzählen). Trocken schleifen? Heißluftfön? Nass schleifen und austrocknen lassen?
Ich bleibe – insbesondere nach dem Lesen vieler diesbezüglicher Beiträge hier im Forum - bei meiner Meinung, dass “trocken schleifen“ grundsätzlich die richtige Methode ist.
Gruß Dietmar
Corv76
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