24.07.2008, 11:16
FTD: Autofirmen rüsten sich für schwere Zeiten
24.07.2008 - 07:07
Volkswagen, Fiat und PSA Peugeot Citroën bereiten sich nach guten Quartalszahlen auf ein zunehmend widriges Geschäftsumfeld vor. Die guten Bilanzen können nicht darüber hinwegtäuschen: Hohe Rohstoffpreise und Benzinkosten beuteln die Branche.
"Die Rahmenbedingungen sind schwieriger geworden und stellen die Automobilindustrie vor erhebliche Kraftanstrengungen", sagte VW-Chef Martin Winterkorn am Mittwoch. Die düstere Einschätzung über die Entwicklung der Autokonjunktur teilt auch Christian Streiff, Chef von Peugeot Citroën: "Wir sind uns alle bewusst, dass dieses Jahr und auch die weitere Zukunft Unwägbarkeiten bereithält", sagte er.
Zwar legten VW, Peugeot Citroën und Fiat allesamt Zahlen vor, die über den Erwartungen der Börse lagen. Allerdings warnten die Konzerne gleichzeitig vor Risiken und Unsicherheiten für das künftige Geschäft wie den hohen Benzinpreis, steigende Rohstoffkosten, teure Klimaschutzvorgaben, den starken Euro sowie schwache Verkaufszahlen in westlichen Märkten.
Analysten sehen deshalb große Herausforderungen auf die Branche zukommen. "Der Test, welches Geschäftsmodell funktioniert und wer am besten aufgestellt ist, kommt erst in den nächsten Monaten", sagte Georg Stürzer von Unicredit.
An der Börse überwog am Mittwoch die Erleichterung über die guten Zahlen. Seit Wochen wird spekuliert, dass Autokonzerne ihre Ziele für das Gesamtjahr zurücknehmen müssten. VW, Peugeot Citroën und Fiat bestätigten jedoch ihre Vorgaben und beflügelten damit auch Aktienkurse anderer Autohersteller. "Die Konzerne wiederholten zwar alle ihre Ziele. Aber wir denken, dass Unheil droht und die zweite Jahreshälfte hart wird", so Analyst Adam Jones von Morgan Stanley Am Donnerstag legen Daimler und Renault Quartalszahlen vor.
Bislang gelten die US-Hersteller Chrysler, Ford und General Motors wegen verfehlter Modellpaletten mit zu vielen spritfressenden Autos als die am schwersten von den Problemen getroffenen Hersteller.
VW, Fiat und Peugeot Citroën profitieren dagegen von ihrem breiten Angebot an Kleinwagen. Zudem hatten alle drei europäischen Massenhersteller in den vergangenen Jahren Sanierungen mit Zigtausend Jobkürzungen durchgezogen, was die Kosten drückte.
Der VW-Konzern steigerte mit seinen Tochtermarken, darunter Audi, Skoda und Seat den Umsatz im ersten Halbjahr um drei Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 56,5 Mrd. Euro. Der operative Gewinn wuchs um 22 Prozent auf 3,4 Mrd. Euro. An der Börse stieg der VW-Aktienkurs um 6,9 Prozent auf 209,55 Euro.
VW-Finanzchef Hans Dieter Pötsch deutete für die nächsten Monaten Preiserhöhungen an, da VW die gestiegenen Kosten vor allem für Stahl nicht mehr abfedern könne.
Auch Fiat-Chef Sergio Marchionne skizzierte ein nüchternes Bild. Seiner Meinung nach wird der Absatz in Europa 2008 um vier Prozent abnehmen. Fiat reagiert darauf, indem die Produktion gedrosselt wird. Die höheren Rohstoffkosten bezifferte Fiat für dieses Jahr auf 950 Mio. Euro. Im zweiten Quartal stieg der Umsatz um 12 Prozent auf 17 Mrd. Euro. Der Nettogewinn wuchs um 19 Mio. Euro auf 646 Mio. Euro. Analysten zweifelten am Ausblick für 2009. "Ich glaube nicht, dass sie die Prognose einhalten", sagte Massimo Vecchio von Mediobanca. Fiat gehe für das nächste Jahr von einer zu guten Wirtschaftslage aus.
PSA Peugeot Citroën steigerte den Gewinn um 50 Prozent und übertraf damit leicht die operative Zielrendite von 3,5 Prozent, die Konzernchef Streiff für das Gesamtjahr als Ziel ausgegeben hatte. Der Aktienkurs des Konzerns kletterte um 9,2 Prozent auf 34,90 Euro nach oben.
Streiff prophezeite "eine deutliche Verlangsamung im zweiten Halbjahr". Und dann rutschte dem Manager, der auch den europäischen Branchenverband ACEA führt, sogar das Wort heraus, das alle Automanager noch meiden: "Krise".
Doch immerhin bekräftigte Streiff die Ziele für dieses Jahr. Demnach will PSA die Rendite auf dem Wert halten, der im ersten Halbjahr erreicht wurde, und fünf Prozent mehr Autos als im Vorjahr absetzen. Richtig schwierig wird es für den Konzern aber 2009. Dann schlagen die teuren Rohstoffpreise richtig durch, weil lang laufende Kontrakte mit Stahllieferanten enden, die PSA bislang noch von der vollen Wucht der Entwicklung verschonen.
Autor/Autoren: Oliver Wihofszki (Stuttgart), Lutz Meier (Paris) und Andre Tauber (Mailand)
© FTD
24.07.2008 - 07:07
Volkswagen, Fiat und PSA Peugeot Citroën bereiten sich nach guten Quartalszahlen auf ein zunehmend widriges Geschäftsumfeld vor. Die guten Bilanzen können nicht darüber hinwegtäuschen: Hohe Rohstoffpreise und Benzinkosten beuteln die Branche.
"Die Rahmenbedingungen sind schwieriger geworden und stellen die Automobilindustrie vor erhebliche Kraftanstrengungen", sagte VW-Chef Martin Winterkorn am Mittwoch. Die düstere Einschätzung über die Entwicklung der Autokonjunktur teilt auch Christian Streiff, Chef von Peugeot Citroën: "Wir sind uns alle bewusst, dass dieses Jahr und auch die weitere Zukunft Unwägbarkeiten bereithält", sagte er.
Zwar legten VW, Peugeot Citroën und Fiat allesamt Zahlen vor, die über den Erwartungen der Börse lagen. Allerdings warnten die Konzerne gleichzeitig vor Risiken und Unsicherheiten für das künftige Geschäft wie den hohen Benzinpreis, steigende Rohstoffkosten, teure Klimaschutzvorgaben, den starken Euro sowie schwache Verkaufszahlen in westlichen Märkten.
Analysten sehen deshalb große Herausforderungen auf die Branche zukommen. "Der Test, welches Geschäftsmodell funktioniert und wer am besten aufgestellt ist, kommt erst in den nächsten Monaten", sagte Georg Stürzer von Unicredit.
An der Börse überwog am Mittwoch die Erleichterung über die guten Zahlen. Seit Wochen wird spekuliert, dass Autokonzerne ihre Ziele für das Gesamtjahr zurücknehmen müssten. VW, Peugeot Citroën und Fiat bestätigten jedoch ihre Vorgaben und beflügelten damit auch Aktienkurse anderer Autohersteller. "Die Konzerne wiederholten zwar alle ihre Ziele. Aber wir denken, dass Unheil droht und die zweite Jahreshälfte hart wird", so Analyst Adam Jones von Morgan Stanley Am Donnerstag legen Daimler und Renault Quartalszahlen vor.
Bislang gelten die US-Hersteller Chrysler, Ford und General Motors wegen verfehlter Modellpaletten mit zu vielen spritfressenden Autos als die am schwersten von den Problemen getroffenen Hersteller.
VW, Fiat und Peugeot Citroën profitieren dagegen von ihrem breiten Angebot an Kleinwagen. Zudem hatten alle drei europäischen Massenhersteller in den vergangenen Jahren Sanierungen mit Zigtausend Jobkürzungen durchgezogen, was die Kosten drückte.
Der VW-Konzern steigerte mit seinen Tochtermarken, darunter Audi, Skoda und Seat den Umsatz im ersten Halbjahr um drei Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 56,5 Mrd. Euro. Der operative Gewinn wuchs um 22 Prozent auf 3,4 Mrd. Euro. An der Börse stieg der VW-Aktienkurs um 6,9 Prozent auf 209,55 Euro.
VW-Finanzchef Hans Dieter Pötsch deutete für die nächsten Monaten Preiserhöhungen an, da VW die gestiegenen Kosten vor allem für Stahl nicht mehr abfedern könne.
Auch Fiat-Chef Sergio Marchionne skizzierte ein nüchternes Bild. Seiner Meinung nach wird der Absatz in Europa 2008 um vier Prozent abnehmen. Fiat reagiert darauf, indem die Produktion gedrosselt wird. Die höheren Rohstoffkosten bezifferte Fiat für dieses Jahr auf 950 Mio. Euro. Im zweiten Quartal stieg der Umsatz um 12 Prozent auf 17 Mrd. Euro. Der Nettogewinn wuchs um 19 Mio. Euro auf 646 Mio. Euro. Analysten zweifelten am Ausblick für 2009. "Ich glaube nicht, dass sie die Prognose einhalten", sagte Massimo Vecchio von Mediobanca. Fiat gehe für das nächste Jahr von einer zu guten Wirtschaftslage aus.
PSA Peugeot Citroën steigerte den Gewinn um 50 Prozent und übertraf damit leicht die operative Zielrendite von 3,5 Prozent, die Konzernchef Streiff für das Gesamtjahr als Ziel ausgegeben hatte. Der Aktienkurs des Konzerns kletterte um 9,2 Prozent auf 34,90 Euro nach oben.
Streiff prophezeite "eine deutliche Verlangsamung im zweiten Halbjahr". Und dann rutschte dem Manager, der auch den europäischen Branchenverband ACEA führt, sogar das Wort heraus, das alle Automanager noch meiden: "Krise".
Doch immerhin bekräftigte Streiff die Ziele für dieses Jahr. Demnach will PSA die Rendite auf dem Wert halten, der im ersten Halbjahr erreicht wurde, und fünf Prozent mehr Autos als im Vorjahr absetzen. Richtig schwierig wird es für den Konzern aber 2009. Dann schlagen die teuren Rohstoffpreise richtig durch, weil lang laufende Kontrakte mit Stahllieferanten enden, die PSA bislang noch von der vollen Wucht der Entwicklung verschonen.
Autor/Autoren: Oliver Wihofszki (Stuttgart), Lutz Meier (Paris) und Andre Tauber (Mailand)
© FTD