01.03.2022, 17:45
Hi Griffin,
Du wolltest es so, hier kommt die Geschichte
ich wohne in Berlin. Ich weiß nicht, wie vertraut du bist mit der Behördenlandschaft hier, aber alleine einen Termin zu bekommen ist mehr oder weniger Glückssache. Anrufen kann man da niemanden. Du schreibst eine Anfrage in ein Formular und kriegst irgendwann eine automatisierte Antwort: „ihr Termin ist kommenden Mittwoch um 13:15 Uhr“.
Wenn du dann zurückschreibst, dass du um diese Zeit noch nicht frei bekommst, aber eine halbe Stunde später kommen könntest, bekommst du eine weitere automatisierte Mail „Ihre Terminabsage wird hiermit bestätigt“ Dann fängst du von vorne an.
Ich brauchte drei solche Termine, möglichst dicht beieinander und in der richtigen Reihenfolge: Termin Kurzzeitkennzeichen, Termin zur Vorführung / Abnahme, Termin zur Zulassung. Irgendwann, nach langem Kampf, hatte ich die dann.
Ich hatte zu allen Ausnahmen, die ich gern eingetragen bekommen wollte, ein Gutachten von der Dekra machen lassen. Das Gutachten hat bestätigt, dass alles Ausnahmegenehmigungsfähig ist. Soweit so gut…
Nur als der Tag dann kam, hat das den grimmigen Mann bei der Zulassungsstelle alles nicht sonderlich interessiert.
Kleine Kennzeichen gibt es - wenn überhaupt - nur für hinten, seitliche Positionslichter gehen überhaupt gar nicht und rote Blinker hinten würde er nur genehmigen, wenn das Baujahr vor 1990 liegt. (letzteres hatte ich noch nie vorher gehört)
Darüber hinaus wären ihm meine Gutachten grundsätzlich gleich - er entscheide sowas.
Also hat er mich abtanzen lassen, mein Folgetermin zur Zulassung war hinfällig.
Nun wollte ich nicht ganz so schnell aufgeben und dachte Berlin ist groß, ich versuch’ das bei einer anderen Zulassungsstelle.
Wieder Termin Gerangel - wieder Kurzzeitkennzeichen - wieder Termin beim (anderen) Vorstellungsmann. Diesmal hatte ich auf gut-Glück vorab mein Gutachten per Mail dahin geschickt und - wer hätte das gedacht - tatsächlich kurz vor dem Termin zur Vorführung auch eine qualifizierte Antwort erhalten. Nur der Inhalt war Mist:
Bei dieser Zulassungsstelle würde man zwar Vollabnahmen und Wiederinverkehrbringungen (eines der wundervollsten deutschen Worte) vornehmen, allerdings nicht (!!) für Oldtimer. Dies ginge ausschließlich bei der Zulassungsstelle Lichtenberg - bei der ich bereits abgeprallt war.
Jetzt war ich bereit aufzugeben, hatte schon Kontakt zur Werkstatt aufgenommen, die mir die sämtlichen Umbauten machen sollte. Ich hätte nächsten Monat vorbei kommen können.
Über ein Frust-Bier habe ich die Geschichte einem Kumpel erzählt und er sagte (eher so halb ernst gemeint): na dann lass sie doch erst mal auf jemand anders zu und versuch's irgendwo auf einer Zulassungsstelle auf dem Dorf.
Da haben wir dann drüber gelacht und noch ein Bier aufgekorkt. Aber am nächsten Tag dachte ich, was hab ich schon zu verlieren. Ich hab also zunächst mal bei meiner 70-jährigen Mutter angerufen und sie gefragt ob sie denn nicht schon immer mal ne ZR-1 besitzen wollte.
Bis hierhin war der Plan immer noch Quatsch, aber ich dachte jetzt ruf halt mal auf der zuständigen Zulassungsstelle an, was soll schon sein. Und siehe da: da geht tatsächlich jemand ans Telefon! Erste Überraschung!
Ich schildere den Fall: Oldtimer, noch nie auf deutscher Straße, Vollabnahme, einige Ausnahmen von der StVO, Zulassung auf eine Dritte Person… Die Frau hört sich das alles geduldig an und ich ging fest davon aus, dass sie mich jetzt auslachen und auflegen würde.
Stattdessen sagte sie: „da verbinde ich sie mal zum Herrn Schmidt, der ist bei uns für sowas zuständig“. Zweite Überraschung!
Herr Schmidt geht auch sogleich ans Telefon hört sich die ganze Geschichte noch mal an (lacht mich auch nicht aus) und sagt: „schick mir mal deine Gutachten, dann rufst du mich morgen wieder an und ich sag dir, was ich zulassen kann“ - Jetzt wird es langsam spooky!! Sollte das etwa…
Ich scan also alles gleich nach dem Telefonat ein, schick ihm das per Mail und rufe am nächsten Vormittag an: „Hallo Herr Schmidt, hier ist Thomas B-“ weiter kam ich nicht.
Er:„Ach der mit der Corvette… ja, kannst rumkommen, kann ich dir so eintragen.“
😮
Ich: „… alle … 5 … Ausnahmen..?"
Er:“ jaja, kriegen wir hin“
Schock!!
Ich: „okay, wie bekomme ich den Termin?“
Er: „Quatsch Termin… Komm einfach in den Öffnungszeiten her“
Man, wenn man ne Weile Berlin gewöhnt ist, kann man sich nicht mehr vorstellen, dass Dinge mit Behörden so funktionieren können.
Am Ende war's dann genauso. Ich bin hingefahren, er ist einmal ums Auto gelaufen, hat seinen Zollstock halb schräg in die hintere Kennzeichenaussparung gehalten, hat mir den Stempel aufs Papier gedrückt und gesagt: damit gehst du sie jetzt durch diese Tür da zulassen.
Nach etwas mehr als 1 Stunde war ich da mit Kennzeichen unterm Arm wieder vom Hof.
Unfassbar!
Und die Lady am Zulassungsschalter sagt dann beim tippen des 2-seitigen(!!) Fahrzeugscheins auch noch: „Sie sind bei uns der erste in diesem Jahr der kleine Kennzeichen genehmigt bekommen hat“
6er im Zulassungslotto ist vermutlich der richtige Ausdruck!
Jetzt freue ich mich diebisch auf den Tag, an dem ich sie hier in Berlin einfach auf mich ummelden gehe. Vielleicht halte ich noch mal kurz beim grimmigen Mann, mach den Blinker an und winke freundlich!
😬😬
... und das war die Geschichte, wie meine alte Mutter zu einer ZR-1 kam, von der sie noch nie zuvor etwas gehört hatte...🙃
Du wolltest es so, hier kommt die Geschichte
ich wohne in Berlin. Ich weiß nicht, wie vertraut du bist mit der Behördenlandschaft hier, aber alleine einen Termin zu bekommen ist mehr oder weniger Glückssache. Anrufen kann man da niemanden. Du schreibst eine Anfrage in ein Formular und kriegst irgendwann eine automatisierte Antwort: „ihr Termin ist kommenden Mittwoch um 13:15 Uhr“.
Wenn du dann zurückschreibst, dass du um diese Zeit noch nicht frei bekommst, aber eine halbe Stunde später kommen könntest, bekommst du eine weitere automatisierte Mail „Ihre Terminabsage wird hiermit bestätigt“ Dann fängst du von vorne an.
Ich brauchte drei solche Termine, möglichst dicht beieinander und in der richtigen Reihenfolge: Termin Kurzzeitkennzeichen, Termin zur Vorführung / Abnahme, Termin zur Zulassung. Irgendwann, nach langem Kampf, hatte ich die dann.
Ich hatte zu allen Ausnahmen, die ich gern eingetragen bekommen wollte, ein Gutachten von der Dekra machen lassen. Das Gutachten hat bestätigt, dass alles Ausnahmegenehmigungsfähig ist. Soweit so gut…
Nur als der Tag dann kam, hat das den grimmigen Mann bei der Zulassungsstelle alles nicht sonderlich interessiert.
Kleine Kennzeichen gibt es - wenn überhaupt - nur für hinten, seitliche Positionslichter gehen überhaupt gar nicht und rote Blinker hinten würde er nur genehmigen, wenn das Baujahr vor 1990 liegt. (letzteres hatte ich noch nie vorher gehört)
Darüber hinaus wären ihm meine Gutachten grundsätzlich gleich - er entscheide sowas.
Also hat er mich abtanzen lassen, mein Folgetermin zur Zulassung war hinfällig.
Nun wollte ich nicht ganz so schnell aufgeben und dachte Berlin ist groß, ich versuch’ das bei einer anderen Zulassungsstelle.
Wieder Termin Gerangel - wieder Kurzzeitkennzeichen - wieder Termin beim (anderen) Vorstellungsmann. Diesmal hatte ich auf gut-Glück vorab mein Gutachten per Mail dahin geschickt und - wer hätte das gedacht - tatsächlich kurz vor dem Termin zur Vorführung auch eine qualifizierte Antwort erhalten. Nur der Inhalt war Mist:
Bei dieser Zulassungsstelle würde man zwar Vollabnahmen und Wiederinverkehrbringungen (eines der wundervollsten deutschen Worte) vornehmen, allerdings nicht (!!) für Oldtimer. Dies ginge ausschließlich bei der Zulassungsstelle Lichtenberg - bei der ich bereits abgeprallt war.
Jetzt war ich bereit aufzugeben, hatte schon Kontakt zur Werkstatt aufgenommen, die mir die sämtlichen Umbauten machen sollte. Ich hätte nächsten Monat vorbei kommen können.
Über ein Frust-Bier habe ich die Geschichte einem Kumpel erzählt und er sagte (eher so halb ernst gemeint): na dann lass sie doch erst mal auf jemand anders zu und versuch's irgendwo auf einer Zulassungsstelle auf dem Dorf.
Da haben wir dann drüber gelacht und noch ein Bier aufgekorkt. Aber am nächsten Tag dachte ich, was hab ich schon zu verlieren. Ich hab also zunächst mal bei meiner 70-jährigen Mutter angerufen und sie gefragt ob sie denn nicht schon immer mal ne ZR-1 besitzen wollte.
Bis hierhin war der Plan immer noch Quatsch, aber ich dachte jetzt ruf halt mal auf der zuständigen Zulassungsstelle an, was soll schon sein. Und siehe da: da geht tatsächlich jemand ans Telefon! Erste Überraschung!
Ich schildere den Fall: Oldtimer, noch nie auf deutscher Straße, Vollabnahme, einige Ausnahmen von der StVO, Zulassung auf eine Dritte Person… Die Frau hört sich das alles geduldig an und ich ging fest davon aus, dass sie mich jetzt auslachen und auflegen würde.
Stattdessen sagte sie: „da verbinde ich sie mal zum Herrn Schmidt, der ist bei uns für sowas zuständig“. Zweite Überraschung!
Herr Schmidt geht auch sogleich ans Telefon hört sich die ganze Geschichte noch mal an (lacht mich auch nicht aus) und sagt: „schick mir mal deine Gutachten, dann rufst du mich morgen wieder an und ich sag dir, was ich zulassen kann“ - Jetzt wird es langsam spooky!! Sollte das etwa…
Ich scan also alles gleich nach dem Telefonat ein, schick ihm das per Mail und rufe am nächsten Vormittag an: „Hallo Herr Schmidt, hier ist Thomas B-“ weiter kam ich nicht.
Er:„Ach der mit der Corvette… ja, kannst rumkommen, kann ich dir so eintragen.“
😮
Ich: „… alle … 5 … Ausnahmen..?"
Er:“ jaja, kriegen wir hin“
Schock!!
Ich: „okay, wie bekomme ich den Termin?“
Er: „Quatsch Termin… Komm einfach in den Öffnungszeiten her“
Man, wenn man ne Weile Berlin gewöhnt ist, kann man sich nicht mehr vorstellen, dass Dinge mit Behörden so funktionieren können.
Am Ende war's dann genauso. Ich bin hingefahren, er ist einmal ums Auto gelaufen, hat seinen Zollstock halb schräg in die hintere Kennzeichenaussparung gehalten, hat mir den Stempel aufs Papier gedrückt und gesagt: damit gehst du sie jetzt durch diese Tür da zulassen.
Nach etwas mehr als 1 Stunde war ich da mit Kennzeichen unterm Arm wieder vom Hof.
Unfassbar!
Und die Lady am Zulassungsschalter sagt dann beim tippen des 2-seitigen(!!) Fahrzeugscheins auch noch: „Sie sind bei uns der erste in diesem Jahr der kleine Kennzeichen genehmigt bekommen hat“
6er im Zulassungslotto ist vermutlich der richtige Ausdruck!
Jetzt freue ich mich diebisch auf den Tag, an dem ich sie hier in Berlin einfach auf mich ummelden gehe. Vielleicht halte ich noch mal kurz beim grimmigen Mann, mach den Blinker an und winke freundlich!
😬😬
... und das war die Geschichte, wie meine alte Mutter zu einer ZR-1 kam, von der sie noch nie zuvor etwas gehört hatte...🙃