Hallo Mike,
ich verfolge seit Wochen mit Spannung Deine Beiträge und den Fortschritt an Deiner Corvette. Sei unbedingt beim Lackieren dabei, damit Du auch über diese Schritte und die Zwischenschritte berichten kannst.
Zitat:... dass noch einiges an Wellen vorhanden ist
Die ganze Karosse der Corvette ist eine einzige Welle. Die eine Corvette mehr, die andere weniger. Bei meinem Baujahr kann man dies gut an den Seiten, insbesondere an den Türen sehen, wenn man von schräg vorne oder hinten schaut. Dies war mit ein Grund, weshalb ich weiß lackiert habe.
Wenn die Rundungen nur "in eine Richtung" gehen (wie an den Türen meiner Corvette, von vorne nach hinten ist die Tür relativ gerade, nur von oben nach unten gerundet) kann man die Wellen geringfügig wegschleifen. Dazu Grundierung (oder Gel Coat) dick auftragen, dann einen längeren Schleifteller oder Brett (so 10x40cm) herstellen, mit Schleifpapier bekleben und los geht es. Wenn dann der Wellenkamm durchgeschliffen ist, ggf nachlackieren. Ich weiß nicht ob ich mich verständlich ausgedrückt habe, aber Unebenheiten bis 1/5 mm max. (geschätzt) kann man so noch ausgleichen. Bei mehr muss natürlich Spachtel ran. Aber, nicht vergessen: Die Wellen sind original!
Zitat:Auch die Kanten sind noch FEIN zu bearbeiten
Zu dieser Bemerkung fallen mir noch ein paar Sachen ein, die vielleicht auch von allgemeinem Interesse sind. Denn die Bearbeitung von Kanten und Ecken verlangt besondere Aufmerksamkeit. Und auch derjenige, der nur mit Sprühdosen arbeitet, trifft auf die geschilderten Probleme:
Auf dieser Zeichnung ist ein Winkel im Schnitt dargestellt. Er soll mit grüner Farbe lackiert sein.
Wenn nun einfach die Farbe (dick) aufgesprüht wird, verteilt sie sich so wie dargestellt. Auf den Flächen gleichmäßig, auf den Kanten aber nicht.
Pfeil Nr 1 zeigt eine Kante. Dort wird die Farbe sehr dünn. Rechts davon, auf der "Oberkante" hingegen bildet die Farbe einen richtigen "Berg". Wohl aufgrund der Oberflächenspannung der Flüssigkeit, so wie ein Tropfen auf den Boden auch eine halbkreisförmige Oberfläche hat. Pfeil Nr 2 zeigt auf einen unbehandelten Grat. Hier ist die Farbe sogar vollständig heruntergelaufen. Pfeil Nr 3 zeigt auf die Innenkante. Auch dort ist die Farbe wesentlich dünner, der gleiche Effekt wie bei Pfeil Nr 1.
Unterhalb der beiden Kanten bildet sich auch jeweils ein kleiner Berg, habe ich vergessen einzuzeichnen. Denn die Farbe läuft nach unten und oben weg.
Lackiert Ihr z.B. einen unbehandelten Winkel aus dem Baumarkt, beginnt der Rost genau an den Stellen 1, 2 und 3.
![Heulen Heulen](https://www.corvetteforum.de/images/smilie/heul.gif)
Wo haben wir bei der Corvette vergleichbare Teile? Die Haubenscharniere zum Beispiel.
Auch beim Lackieren von Kanten an der Karosse tritt dieser Effekt auf. Je runder die Kante, desto weniger. Dennoch sind alle Kanten immer dünner lackiert als die Flächen. Um diesen Effekt zu kompensieren, werden alle Kanten vor dem Beginn einer Lackierung einmal vorgesprüht. Ist an solchen Kanten auch Grat (den man nicht entfernen konnte oder wollte), muss dieser Grat mit der Methode "Nebeln" (mehrfaches leichtes Ansprühen, ohne das die Farbe verlaufen kann) erst abgedeckt werden. Bei Metall.
An den Kanten kommt beim Autolackieren ein zusätzliches Problem hinzu: Bei Abschleifen der Karosse werden gerade die Kanten mehr abgeschliffen als die Flächen. Oft werden die Kanten (auch bei professionellen Lackierereien) beim letzten Anschliff der Grundierung aus Versehen bis auf den Unterbau abgeschliffen. Und weil Zeit Geld ist, wird oft einfach mit dem Decklack drüberlackiert. Originalzitat eines Lackierers.
Allein deshalb Grundierungen auch nie mit technischen Hilfsmittel (Schwingschleifer) anschleifen. Die schleifen todsicher die Kanten durch. Hände benutzen. Und nicht über die Kanten schleifen. Nur bis ca. 1 cm vorsichtig an die Kanten heran, anschließend die ganze Kante separat vorsichtig bearbeiten.
Hier habe ich zeichnerisch ein weiteres Lackierproblem dargestellt. Auf dem linken Bild ist ein Loch in der Karosse an der Seite des Fahrzeuges dargestellt (Nr 1). Ein Loch z.B. für den Pin einer Zierleiste. Wird jetzt lackiert, sammelt sich die Farbe erst innen im Loch (Nr 2). Das ist der "Bergeffekt", den ich beim Winkel beschrieben habe. Außen um das Loch herum entsteht ebenfalls ein "Bergring". Dann kommt die Schwerkraft, und schon kann ein Läufer entstehen (Nr 3).
Das zweite Bild soll das gleiche Problem zeigen, aber mit einem Pin der aus der Karosse herausragt. Hätte ich nur einen herausragenden Pin an einer Karosse beim Lackieren, würde ich einen zweiten Mann anweisen, sofort nach dem letzten Sprühen mit einem Fön warme Luft auf die Stelle zu blasen. Badezimmerfön, nicht Heißluftfön! Dann zieht der Lack sofort an und der Effekt entsteht nicht. Auch würde ich eine solche Problemstelle vor den eigentlichen Lackieren "nebeln". Dieser Nebel saugt dann die überschüssige Farbe etwas auf und kein Läufer entsteht. Wohlgemerkt, ich bin kein professioneller Lackierer sondern ein Autodidakt, ich brauche solche Hilfsmittel.
Übrigens: Kleinere Teile, die ich mit einer Zange in der Hand halten kann, lackiere ich mit der Sprühdose immer etwas dicker als erforderlich. Bei der letzten Schicht Decklack. Und dann bewege ich das Teil in alle Richtungen langsam hin und her, so dass keine Läufer entstehen können. So erreicht man perfekt glatte Oberflächen. Ist das Teil größer und muss liegen, kann ein Fön einen im Entstehen begriffenen Läufer (oder "Sacker", wenn ganze Bereiche nach unten kommen wollen) oft noch bremsen.
Wenn kein Läufer entsteht (Glück gehabt oder Könner), entsteht zumindest eine kleine Farbverdickung. Macht in der Regel nichts, weil in das Loch bzw. auf den Pin ja irgendetwas aufgesteckt wird, was die Fehlstelle abdeckt.
Dies soll im Querschnitt ein Loch in der Karosse sein. Wieder für einen Pin, aber jetzt oben auf dem Fahrzeug. Somit kann kein Läufer entstehen. Wie ich dargestellt habe, sammelt sich (neben dem "Berg" im Loch) auch ein kleiner erhöhter Ring um das Loch herum. Dagegen kann man nichts machen. Macht auch nichts, wird in der Regel durch irgendetwas abgedeckt. Aber handelt es sich um eine Metallkarosse und ist der Grat (nach der Bohrung des Loches) nicht entfernt, ist der Rost vorprogrammiert.
Deshalb rosten alle älteren (Metallkarossen-)Wagen um die Pinbohrungslöcher herum. Und nicht etwa nur deshalb, weil der jeweilige Pin für die Zierleiste beim Hereinstecken den Lack beschädigt hat.
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Gerne möchte ich -wegen der positiven Resonanz auf meinen ersten Beitrag- noch über das Thema "Handhabung von Farbpistolen und Sprühdosen" schreiben, dazu muss ich aber erst ein paar "Probesprühungen" machen, die ich dann abfotografiere und kommentiere. Kann also etwas dauern.
Gruß Dietmar