26.11.2015, 00:25
Zitat:Original von stefan1964
Welchen Grund gibt es denn eigentlich, den kalten Motor nur bis 2000 zu drehen?
Was wäre denn die "richtige" Anfangsdrehzahl?
Die gestellte Frage lässt sich so gar nicht beantworten, da sie nicht genau genug definiert ist. Generell kann aber gesagt werden, dass eine feste Drehzahl wie bspw. die genannte gar nicht für alle Fälle passen kann, da es immer von den Begleitumständen (Starttemperatur, Öleigenschaften und auch dem speziellem Motor) abhängt, was momentan als ideal anzusehen ist. Es haben sich so ein paar Richtwerte, wie eben diese ominösen 2000 U/min herumgesprochen, die von manchen jetzt als der Weisheit letzter Schluss angesehen werden.
Dem ist aber bei Weitem nicht so. Es gilt die Gefahrenpunkte des jeweiligen Motor und der jeweiligen Situation zu kennen und danach sein Verhalten anzupassen. Klingt jetzt erstmal dramatisch, ist es aber nicht, da die Motoren weitaus mehr vertragen als die oft übersensiblen Besitzer. Kaltes Öl hat nebenbei bemerkt sehr gute Schmiereigenschaften.
Doch nun ein paar Hinweise zu den Gefahrenpunkten;
- Erster Gefahrenpunkt unmittelbar nach dem Start ist das eventuellen Fehlen von Öl an den entsprechenden Stellen. Deshalb sind Starts mit viel Gas dem Verschleiß besonders dienlich. Steigern kann man das bei alten Vergasermotoren noch dadurch, dass man vor dem Start durch heftiges Gaspedalpumpen die Brennräume vorher mit Benzin flutet. Das wäscht dabei zuverlässig noch eventuelle Ölspuren von der Zylinderwand.
- Die zweite Gefahr ist durch den hohen Öldruck, der bei kaltem ÖL durch die hohe Viskosität und Drehzahl erzeugt wird, zu nennen. Zwar gibt es Absteuerventile, die dabei aber oftmals überfordert werden können. Ein Bruch des Ölpumpenantriebes oder ein Versagen von hydraulische Motorsteuerelementen können eine direkte Folge sein.
- Punkt drei wäre die Verunreinigung des Motoröles durch kondensierendes Benzin und Wasser. Wird deren Anteil im Öl zu hoch, kann es bei voller Belastung der Bauteile zum Reißen des Ölfilms kommen. Daher ist eine zügige Aufheizung des Öles zum Verdampfen der Fremdbestandteile äußerst wünschenswert. Niedrige Drehzahlen sind hier weniger hilfreich.
- Zum Schluss der entscheidende Punkt 4. Eigentliches Ziel des Warmfahrens ist es, den Motor bis zum Erreichen seiner Betriebstemperatur und damit den richtigen Toleranzen nicht übermäßig mechanisch zu belasten.
Um den Punkten 1+2 zu begegnen, sollte man nach Möglichkeit das Öl mit der richtigen Viskosität verwenden und ohne Gas starten. Es empfiehlt sich auch, erst den Motor zu starten, dann sich anzuschnallen um anschließend gleich los zu fahren. In den wenigen Sekunden des Anschnallens ist der Motor "durchgeölt".
Gegen Punkt 3 hilft, nicht mit zu niedriger Drehzahl fahren. Ich empfehle da schon seit Jahrzehnten folgende Faustregel. Als Obergrenze unmittelbar nach dem Start je nach Starttemperatur und Viskosität des eingefüllten Öles eine Maximaldrehzahl von 2000-2500 U/min. Anschließend die erlaubte Maximaldrehzahl nach der einfachen Regel Öltemperatur in °C x100 festzulegen. Natürlich sind die vorgegebenen mechanischen Grenzdrehzahlen immer einzuhalten, auch bei Öltemperaturen jenseits der 100 Grad. Den Satz musste ich jetzt einfügen, da sonst immer irgendwelche Witzbolde meinen, anfügen zu müssen, dass sie nach dieser Formel irgendwann über 10.000U/min drehen dürfen.
Gegen Punkt 4 hilft nur bis zur Betriebstemperatur die Volllast zu meiden. Dabei sei angemerkt, dass bei niedrigen Drehzahlen schon Gaspedalwege ab 25-30% Volllast bedeuten.
Und ganz wichtig: Alles nicht zu hysterisch sehen. Die meisten Motoren vertragen mehr als euer angespanntes Nervenkostüm.
Gruß
Wutzer
Optimismus basiert meist auf einem Mangel an Informationen !