28.06.2004, 11:11
Wenn man über 3600 Euro spricht, so ist das etwas grenzwertig: Einerseits kann man den von Dir erwähnten Crate-engine (der 330hp kommt meines Wissens nach nicht aus Mexiko, das sind nur die 250 PS "Einstiegs-Versionen") bekommen, andererseits eine Überholung machen bzw. machen lassen. Jedoch ist eine gute Überholung mit 3600 Euro aus meiner Sicht schon etwas begrenzt im Budget.
Die Crate-Motoren haben zwar selten die Leistung, die sie auf dem Papier haben sollten - aber Du hast Garantie und in der Regel laufen die ganz gut. Problem scheint bei Schäden mit diesen Neumotoren oftmals aus einer unfachgemäßen Einlaufphase herzurühren. Dennoch geht technisch nichts über einen "handgemachten" Motor - denn hier kann man eine ganz andere Sorgfalt walten lassen, als das bei den Crate-Motoren und deren niedrigen Preisen möglich wäre. Dies betrifft insbesondere Lagertoleranzen (Haltbarkeit und Belastbarkeit), Kolbenring-Spaltmaße (Leistung), Übergangspassung Zylinderkopf-Spinne (Leistung), Ventilsitze (Leistung und Ölverbrauch).
Ich habe bei meiner Motorüberholung über 4000 Euro ausgegeben - und das war noch ein vergleichsweise mildes Tuning. Gegenüber der "Basis-Ausstattung" des ursprünglichen Motors hatte ich folgendes verbessert:
- Kompression von 8,5 auf 9,3:1 angehoben (Flat-top Kolben und Köpfe etwas abgefräst, dünnere Dichtung)
- Nockenwelle mit etwas mehr Steuerzeit und Ventilhub (CompCams 268H... ziemlich weit verbreitet)
- Rollen-Tip Kipphebel (keine Rollen-Kipphebel.... weniger seitliche Last auf Ventile durch die Rolle, steifere Kipphebel, dadurch kein Ventilhubverlust)
- Gehärtete Stößelstangen
- Doppel-Rollen-Kette
- Spinne an Köpfe angepaßt
- Ventilsitze im 3-Winkel-Schnitt und anschließend Kanten gerundet
- Geschraubte statt eingepreßte Kipphebelbolzen
- Zylinderkopfdichtung aus Kupfer (mehrfach verwendbar und ziemlich verschleißsicher)
- Hypereutektische Gußkolben (Festigkeit zwischen Standard und geschmiedet, jedoch super genau und damit sehr laufruhig)
Da der Motor mit dieser Nocke für Drehzahlen unterhalb 5500 U/min konzipiert ist, habe ich mir das Feinwuchten des Kurbeltriebs gespart.
Die (fremdvergebene) maschinelle Bearbeitung umfaßte:
- Block auf 030er Übermaß bohren und hohnen und planschleifen.
- Nockenwellenlager ersetzen
- Kurbelwelle auf 010er Untermaß schleifen und polieren (und zwar angepaßt auf die durchnummerierten Lagerschalen und Hauptlager)
- Kolbenring-Spalte schleifen lassen (für jeden Zylinder angepaßt)
- Zylinderkopf planfräsen, Ventilsitze schneiden, Vorbereitung für Einschraubkipphebel.
Demontage, Vormontage und Endmontage sowie Einlaufen in Eigenregie. Motorüberholkits gibt es relativ günstig bei SUMMIT RACING oder PAW.
Fazit:
- Wenn ich ALLES fremdvergeben hätte, hätten 4000 Euro nicht gereicht - schätze nochmal 1000 Euro mehr.
- Zylinderkopf-Revidierung und neue Aluköpfe muß man preislich gegenrechnen - u. U. sind neue Komplettköpfe günstiger.
- Der Motorenbauer (der das ganze Ding abwickelt oder auch nur die maschinelle Bearbeitung übernimmt) sollte auf V8 spezialisiert sein. Nur so ist gewährleistet, daß der über die entsprechenden Werkzeuge verfügt. Ansonsten wird er diese kaufen (was er nicht unbedingt verrät....) und so erhöht sich der Gesamtpreis.
- Besorge Dir die Bücher "How to rebuild the SmallBlock Chevy", "John Lingenfelter on modifying the Chevy Smallblock" und evtl. "Engine Blueprinting" - falls Du die Zeit und Englischkenntnisse hast. Das zahlt sich unterm Strich echt aus.
- Einen Motor wie oben beschrieben zu revidieren macht irre Spaß und ist ein echtes Erlebnis - wenn der Motor dann anspringt ist das ein bißchen wie eine erfolgreiche Geburt....
Gruß,
Thomas
Die Crate-Motoren haben zwar selten die Leistung, die sie auf dem Papier haben sollten - aber Du hast Garantie und in der Regel laufen die ganz gut. Problem scheint bei Schäden mit diesen Neumotoren oftmals aus einer unfachgemäßen Einlaufphase herzurühren. Dennoch geht technisch nichts über einen "handgemachten" Motor - denn hier kann man eine ganz andere Sorgfalt walten lassen, als das bei den Crate-Motoren und deren niedrigen Preisen möglich wäre. Dies betrifft insbesondere Lagertoleranzen (Haltbarkeit und Belastbarkeit), Kolbenring-Spaltmaße (Leistung), Übergangspassung Zylinderkopf-Spinne (Leistung), Ventilsitze (Leistung und Ölverbrauch).
Ich habe bei meiner Motorüberholung über 4000 Euro ausgegeben - und das war noch ein vergleichsweise mildes Tuning. Gegenüber der "Basis-Ausstattung" des ursprünglichen Motors hatte ich folgendes verbessert:
- Kompression von 8,5 auf 9,3:1 angehoben (Flat-top Kolben und Köpfe etwas abgefräst, dünnere Dichtung)
- Nockenwelle mit etwas mehr Steuerzeit und Ventilhub (CompCams 268H... ziemlich weit verbreitet)
- Rollen-Tip Kipphebel (keine Rollen-Kipphebel.... weniger seitliche Last auf Ventile durch die Rolle, steifere Kipphebel, dadurch kein Ventilhubverlust)
- Gehärtete Stößelstangen
- Doppel-Rollen-Kette
- Spinne an Köpfe angepaßt
- Ventilsitze im 3-Winkel-Schnitt und anschließend Kanten gerundet
- Geschraubte statt eingepreßte Kipphebelbolzen
- Zylinderkopfdichtung aus Kupfer (mehrfach verwendbar und ziemlich verschleißsicher)
- Hypereutektische Gußkolben (Festigkeit zwischen Standard und geschmiedet, jedoch super genau und damit sehr laufruhig)
Da der Motor mit dieser Nocke für Drehzahlen unterhalb 5500 U/min konzipiert ist, habe ich mir das Feinwuchten des Kurbeltriebs gespart.
Die (fremdvergebene) maschinelle Bearbeitung umfaßte:
- Block auf 030er Übermaß bohren und hohnen und planschleifen.
- Nockenwellenlager ersetzen
- Kurbelwelle auf 010er Untermaß schleifen und polieren (und zwar angepaßt auf die durchnummerierten Lagerschalen und Hauptlager)
- Kolbenring-Spalte schleifen lassen (für jeden Zylinder angepaßt)
- Zylinderkopf planfräsen, Ventilsitze schneiden, Vorbereitung für Einschraubkipphebel.
Demontage, Vormontage und Endmontage sowie Einlaufen in Eigenregie. Motorüberholkits gibt es relativ günstig bei SUMMIT RACING oder PAW.
Fazit:
- Wenn ich ALLES fremdvergeben hätte, hätten 4000 Euro nicht gereicht - schätze nochmal 1000 Euro mehr.
- Zylinderkopf-Revidierung und neue Aluköpfe muß man preislich gegenrechnen - u. U. sind neue Komplettköpfe günstiger.
- Der Motorenbauer (der das ganze Ding abwickelt oder auch nur die maschinelle Bearbeitung übernimmt) sollte auf V8 spezialisiert sein. Nur so ist gewährleistet, daß der über die entsprechenden Werkzeuge verfügt. Ansonsten wird er diese kaufen (was er nicht unbedingt verrät....) und so erhöht sich der Gesamtpreis.
- Besorge Dir die Bücher "How to rebuild the SmallBlock Chevy", "John Lingenfelter on modifying the Chevy Smallblock" und evtl. "Engine Blueprinting" - falls Du die Zeit und Englischkenntnisse hast. Das zahlt sich unterm Strich echt aus.
- Einen Motor wie oben beschrieben zu revidieren macht irre Spaß und ist ein echtes Erlebnis - wenn der Motor dann anspringt ist das ein bißchen wie eine erfolgreiche Geburt....
Gruß,
Thomas