02.04.2008, 15:55
Die Nachteile scheinen auch im Bundesumweltamt angekommen zu sein
Gruß
Tom
https://www.ftd.de/politik/deutschland/:...37347.html
Biosprit-Quote vor dem Aus
von Timm Krägenow (Berlin)
Aus der geplanten höheren Beimischung von Alkohol im Benzin wird wohl nichts. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) will den umstrittenen Plan stoppen, wenn mehr als eine Million Autos das Gemisch nicht vertragen. Der ADAC rechnet mit einer wesentlich höheren Zahl.
"Wir setzen die Verordnung nicht in Kraft, solange wir keine klaren Zahlen haben. Und wir werden sie nicht in Kraft setzen, wenn die Zahl eine Million Fahrzeuge übersteigt", sagte der SPD-Politiker den "Stuttgarter Nachrichten". Die Bundesregierung hatte beschlossen, den Bioethanolanteil im Benzin 2009 von fünf auf zehn Prozent zu erhöhen. Der Automobilclub ADAC warnte vor der Umsetzung der Pläne: Mehr als drei Millionen Fahrzeuge würden die höhere Beimischung nicht vertragen.
Den meisten Umweltpolitikern im Bundestag passen die Probleme ins Konzept. In den letzten Monaten hatte die Kritik an Biokraftstoffen in allen Fraktionen stark zugenommen. Die durch Steuernachlässe hoch subventionierten Kraftstoffe aus Pflanzen bringen oft nur wenig für den Klimaschutz: Weil für ihre Produktion und den Transport fossile Energie eingesetzt wird, liegt der Kohlendioxid-Einspareffekt oft nur bei 30 Prozent.
Höhere Lebensmittelpreise
Mehr Biosprit, weniger Regenwald: Um die Nachfrage nach Biosprit zu decken, wird in Brasilien Regenwald abgeholztBei einer Delegationsreise nach Indonesien stellte eine Reihe von Bundestagsabgeordneten fest, dass die hohe Nachfrage nach Biokraftstoffen aus den Industrieländern in den Entwicklungsländern die Rodung der Urwälder drastisch beschleunigt. Wissenschaftler warnen, dass durch die Zerstörung von Torfböden in der dritten Welt Biokraftstoffe nicht zu niedrigeren, sondern zu deutlich höheren Treibhausgasemissionen führen. Wird dagegen heimische Biomasse vergast und zur Stromproduktion genutzt, fällt die Ökobilanz viel besser aus.
Umweltminister Gabriel hatte sich ursprünglich für die Erhöhung der Biokraftstoffquoten stark gemacht. Die Automobilhersteller wollten einen Teil ihrer europäischen Verpflichtungen zur Senkung der Kohlendioxid-Emissionen ihrer Fahrzeuge durch die Anrechnung der Biosprit-Quote erfüllen. So hätten sie den Druck zur Entwicklung benzinsparender Motoren abmildern können. Wegen der ökologischen Probleme hatte aber die Begeisterung für die Biokraftstoffe auch im Umweltministerium in den letzten Monaten stark abgenommen.
Gabriel warf dem ADAC vor, mit seiner Kritik die Interessen der Mineralölindustrie zu vertreten. "Die wollen eigentlich keine Biokraftstoffe beimischen", sagte er. Nun hängt es von den Zahlen des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) ab, ob die höhere Beimischungsquote kommt. Bisher schätzt der VDA, dass es bei etwa 375.000 Autos Probleme geben dürfte. Darin sind jedoch die Zahlen der Importeure nicht enthalten. Geschätzt wird, dass mehr als zwei Millionen Autos ausländischer Hersteller den Biosprit nicht vertragen. Genaue Zahlen will der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) in Kürze liefern.
Diskutieren Sie verschiedene Themen in der FTD-Debatte
zur Top-Liste20 Bewertungen
Bookmarken bei ...
FTD.de, 13:11 Uhr
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: dpa
Gruß
Tom
https://www.ftd.de/politik/deutschland/:...37347.html
Biosprit-Quote vor dem Aus
von Timm Krägenow (Berlin)
Aus der geplanten höheren Beimischung von Alkohol im Benzin wird wohl nichts. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) will den umstrittenen Plan stoppen, wenn mehr als eine Million Autos das Gemisch nicht vertragen. Der ADAC rechnet mit einer wesentlich höheren Zahl.
"Wir setzen die Verordnung nicht in Kraft, solange wir keine klaren Zahlen haben. Und wir werden sie nicht in Kraft setzen, wenn die Zahl eine Million Fahrzeuge übersteigt", sagte der SPD-Politiker den "Stuttgarter Nachrichten". Die Bundesregierung hatte beschlossen, den Bioethanolanteil im Benzin 2009 von fünf auf zehn Prozent zu erhöhen. Der Automobilclub ADAC warnte vor der Umsetzung der Pläne: Mehr als drei Millionen Fahrzeuge würden die höhere Beimischung nicht vertragen.
Den meisten Umweltpolitikern im Bundestag passen die Probleme ins Konzept. In den letzten Monaten hatte die Kritik an Biokraftstoffen in allen Fraktionen stark zugenommen. Die durch Steuernachlässe hoch subventionierten Kraftstoffe aus Pflanzen bringen oft nur wenig für den Klimaschutz: Weil für ihre Produktion und den Transport fossile Energie eingesetzt wird, liegt der Kohlendioxid-Einspareffekt oft nur bei 30 Prozent.
Höhere Lebensmittelpreise
Mehr Biosprit, weniger Regenwald: Um die Nachfrage nach Biosprit zu decken, wird in Brasilien Regenwald abgeholztBei einer Delegationsreise nach Indonesien stellte eine Reihe von Bundestagsabgeordneten fest, dass die hohe Nachfrage nach Biokraftstoffen aus den Industrieländern in den Entwicklungsländern die Rodung der Urwälder drastisch beschleunigt. Wissenschaftler warnen, dass durch die Zerstörung von Torfböden in der dritten Welt Biokraftstoffe nicht zu niedrigeren, sondern zu deutlich höheren Treibhausgasemissionen führen. Wird dagegen heimische Biomasse vergast und zur Stromproduktion genutzt, fällt die Ökobilanz viel besser aus.
Umweltminister Gabriel hatte sich ursprünglich für die Erhöhung der Biokraftstoffquoten stark gemacht. Die Automobilhersteller wollten einen Teil ihrer europäischen Verpflichtungen zur Senkung der Kohlendioxid-Emissionen ihrer Fahrzeuge durch die Anrechnung der Biosprit-Quote erfüllen. So hätten sie den Druck zur Entwicklung benzinsparender Motoren abmildern können. Wegen der ökologischen Probleme hatte aber die Begeisterung für die Biokraftstoffe auch im Umweltministerium in den letzten Monaten stark abgenommen.
Gabriel warf dem ADAC vor, mit seiner Kritik die Interessen der Mineralölindustrie zu vertreten. "Die wollen eigentlich keine Biokraftstoffe beimischen", sagte er. Nun hängt es von den Zahlen des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) ab, ob die höhere Beimischungsquote kommt. Bisher schätzt der VDA, dass es bei etwa 375.000 Autos Probleme geben dürfte. Darin sind jedoch die Zahlen der Importeure nicht enthalten. Geschätzt wird, dass mehr als zwei Millionen Autos ausländischer Hersteller den Biosprit nicht vertragen. Genaue Zahlen will der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) in Kürze liefern.
Diskutieren Sie verschiedene Themen in der FTD-Debatte
zur Top-Liste20 Bewertungen
Bookmarken bei ...
FTD.de, 13:11 Uhr
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: dpa
Bei DKMS wird erklärt, wie man mit etwas Spucke auf einem Wattestab oder einem kleinen Piekser Leben retten kann. Interesse ein Lebensretter zu werden? Alles was man braucht ist etwas Mut und Herz.