Fragen zu Köpfe, Nockenwelle und Verdichtung
#1
Smile 
Hallo zusammen,... Hallo-gruen

anhand vieler anderer Beiträge und Literatur, die ich in letzter Zeit gelesen habe, kommen bei mir irgendwie immer mehr Fragen auf!
Einige Dinge klingen zwar logisch, aber seltsamerweise will das so nicht in meinen Kopf!!! besoffen


(Reihenfolge ist rein zufällig)


1)
Da ich ja gerade meine Zylinderköpfe (3991492) zerlege, sauber mache, und überprüfe, ist mir aufgefallen, daß beide Köpfe die gleiche Nummer haben (#492), aber auf dem einen in der Mitte - zwischen den Kipphebeln 4 und 5 - einmal GM55, und auf dem anderen GM54 steht.
- Was hat das zu bedeuten, und kann ich die beiden ohne Bedenken zusammen verwenden?
Sonst sind beide genau identisch!!!

2)
Die Köpfe #492 haben ja 64cc Brennraum. Laut SpeedPro gibt das in Verbindung mit Flattop-Kolben eine Verdichtung von 9,35:1
Die Köpfe #882 (original von ´74) haben 76cc Brennraum, und der L82 Motor mit Flattop-Kolben laut GM eine Verdichtung von 9,0:1
- Das passt doch irgendwie nicht, oder?!? Was davon stimmt jetzt?

3)
Der Ventilschaft hat ja am oberen Ende 2 Kerben. Die Untere ist für die Ventilschaftdichtung (bei alten Motoren ja nur ein O-Ring), und in der Oberen halten ja die Keile das Ventil in Position.
- Es gibt aber - auch für ältere Motoren - sogenannte Hochleistungs-Ventilschaftdichtungen. Die sehen aus wie die für Motoren ab ´84 (Einlass-Dichtung aus Gummi mit Metall-Verstärkung, Auslass-Dichtung ist eine Kunststoff-Kappe).
Kann man die ohne Änderung des Blocks verwenden, oder muss man da was an den Ventilführungen "modifizieren"?

4)
Es gibt ja verschiedene Nockenwellen mit verschiedenen Überschneidungszeiten (Lobe Centerline).
Die meisten Anbieter, die man fragt, empfehlen eine so hohe Überschneidung, wie möglich!
Je größer (z.B. 114°), umso besser das Vakuum im Leerlauf!
Aber doch auch umso geringer der Kompressionsdruck (da ja beide Ventile länger zusammen offen sind).
- Was bringt jetzt mehr Leistung und in welchem Drehzahlbereich? 110° oder 114°?
- Dadurch geht doch dann der Vorteil von z.B. einer 10:1 Verdichtung (mehr Leistung, bessere Verbrauchswerte) verloren, oder versteh ich da was falsch?!?
- Dann könnte man doch selbst mit Guss-Köpfen eine Verdichtung von 11:1 anstreben, weil mit hoher Ventilüberschneidung dann der Kompressionsdruck sinkt...?!



Es wäre wunderbar, wenn ihr mir auf diese Fragen antworten könntet, und eventuelles Fehldenken von mir berichtigt!!! Augenrollen

Viele Grüße, und danke schonmal,
Flo
[Bild: ycm.gif]

"Esst Kot, millionen Fliegen können nicht irren...!"

"Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte: 'wo kämen wir hin?' und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen?"
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#2
Zu 1)
Was der Code bedeutet, kann ich leider nicht sagen - wenn aber alles sonst gleich ist, dann hätte ich keine Bedenken

Zu 2)
Also ich habe mit Flattop-Kolben, 70cc Brennraum, einem Block der ca. 0,5mm abgefräst ist (oben) und einer Kupfer-Zylinderkopfdichtung (die ist etwas flacher als die normalen Dichtungen und hat exakte Zylinderbohrungen - nicht die übergroßen der Standarddichtungen, die auch für größere Bohrungen passen) mit 6cc pro Brennraum genau 9,35:1. Da SpeedPro vermutlich von unbearbeitetem Block und Standard-Dichtung ausgeht, kann das gut hinkommen.

Ich denke mal, daß der L82er keine Flattops hat, wie die, von denen SpeedPro redet - die SpeedPro dürften eine Ausfräsung für die Ventile haben, d.h. es gibt rechte und linke Kolben. GM verwendete meines Wissens nach immer Kolben mit 4 Ausfräsungen, d.h. rechte und linke Kolben waren identisch - dadurch hat man aber auch etwas Zusatzvolumen in der Brennkammer, was die niedrigere Verdichtung erklärt.

Zu 3)
Für die sog. positive Valve stem Seals muß der Kopf am Ventilausgang oben bearbeitet werden, sodaß die Dichtungen aufgesetzt werden können. Die Dichtungen gibt es von FelPro. Die Bearbeitung muß zu den Dichtungen passen, (es gibt verschiedene Innendurchmesser der Dichtungen) sonst bleiben die nicht sitzen sondern bewegen sich mit dem Ventil.

Zu 4)
Um Mißverständnisse zu vermeiden: Höhere Überschneidung (overlap) wird durch KLEINERE Überschneidungswinkel (lobe separation angle) erzeugt. Die Überschneidung hängt aber auch von den Steuerzeiten ab - je größer die Steuerzeiten (also "breitere" Nocken", desto mehr Überschneidung generiert man mit einer Verkleinerung des Überschneidungswinkels.

Je höher die Überschneidung, desto schlechter der Leerlauf (unruhiger, weniger Vakuum). Dafür verbessert sich der Drehmoment bei niedrigeren Drehzahlen.

Um die gesamte Leistungscharakteristik zu beurteilen, muß man aber Überschneidung UND Steuerzeiten (duration) betrachten. Meistens reagieren Nocken mit großen Steuerzeiten auf eine Verbreiterung des Überschneidungswinkels (Verkleinerung der Überschneidung) mit einer breiteren (flacheren) Leistungskurve.

Man kann den Überschneidungswinkel auf mehrere Arten verändern: Einlaß-Nocke oder Auslaß-Nocke oder Beide Nocken "verschieben" - das zusammen mit möglichen Steuerzeiten für beide Ventile, unterschiedliche Ventilhübe und Nockenprofile (steiler oder flachere Form) gibt eine unendliche Vielzahl an möglichen Kombinationen.

Wie welcher Motor auf welche Kombination reagiert ist kaum berechenbar - das wird in zahlreichen Versuchsreihen von den Nockenwellenherstellern erprobt und ist deren Know-How.

Daher immer wieder meine Empfehlung für die Auswahl einer Nocke: Ansaugtrakt, Motor, Antriebsstrang, Fahrzeug UND gewünscht Leistungscharakteristik sowie maximal- und meist gefahreren Drehzahl so genau wie möglich beschreiben und mit diesen Infos eine Nockenwelle empfehlen lassen.

Gruß,
Thomas


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#3
Viel Holz!

Ich fange mal an, die Fragen partiell zu beantworten.

Zu 1.
Die Köpfe kommen aus der gleichen Produktionsperiode und wurden so durchaus auch im Neuzustand auf den Block gebaut.

Zu 2.
Klar, wenn der Verbrennungsraum größer wird, sinkt die Verdichtung.

Zu 3.
Weiß ich jetzt nicht, ohne nach zu schauen. Wenn kein anderer antwortet, werde ich mal in der Literatur wühlen.

Zu 4.
Die Ventile sind niemals zusammen offen, wenn der Verdichtungstakt einsetzt. Nur bei der Abwärtsbewegung des Kolbens. Deswegen hat die Verdichtung mit den Ventilüberschneidungszeiten gar nichts zu tun.

Der Rest kommt sicherlich zeitnah von anderen Lesern.

Grüße


EDIT: Da fange ich also nicht nur mal an, sondern der Thomas hat schon einen schönen Aufsatz geschrieben. Warum tippe ich immer so langsam???
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#4
Zitat:Original von Frank Dragun
Warum tippe ich immer so langsam???

Ganz einfach....Einfinger-Adler-Suchsystem.....2 x kreisen, 1 x zustoßen !

Such Dir eine schöne Stenografin, die Dir das 10 Finger System beibringt ! King
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#5
Also danke euch schonmal!!! OK!


Zu 1.
Danke! Das beruhigt mich! - Wie gesagt, die Köpfe sind sonst identisch!!!
(Sie haben übrigens Ventile in Übermaß,... ist das gut oder eher schlecht?!?)


Zu 2.
Die Original-Kolben von GM haben 4 Ventiltaschen (also für beide Zylinderbänke gleich).
Die SpeedPro Flattop Kolben haben ebenfalls 4 Ventiltaschen mit ~5ccm Dish durch die Taschen (d.h. theoretischer Brennraum von 69cc).

Ich frag mich nur, wie mit 64cc Köpfen und Flattops (4 Ventiltaschen) eine 9,35:1
und mit 76cc Köpfen und Flattops (ebenfalls 4 Ventiltaschen) eine 9,0:1 entstehen kann.
Immerhin liegen da 12cc dazwischen!!! Und dadurch nur 0,35:1 mehr???
Selbst wenn die Originalkolben keinen Brennraumverlust durch die Ventiltaschen hätte, lägen immer noch 7cc dazwischen. Und das resultiert doch nochmal in mehr Verdichtungsunterschied...?!

Die kleinsten Dome-Kolben von SpeedPro (mit 3,5cc Dome) ergeben z.B. mit 64cc Köpfen eine Verdichtung von 10,72:1 (was wohl für Gussköpfe etwas zu hoch sein dürfte...)
Oder wie hoch kann man mit Gussköpfen gehen???


Zu 3.
Danke Thomas für die Erklärung und das Bild!!!


Zu 4.
Zusammenfassend, damit ich das verstehe!

Eine Nockenwelle, die für Einlass und Auslass verschiedene Steuerzeiten haben (z.B.: 218°/226°) laufen im Leerlauf ruhiger, und bringen untenrum bissl mehr Drehmoment?!

Genau wie unterschiedlicher Ventilhub für Ein- und Auslass (z.B.: 0.450"/0.482"). Durch besseren Flow im Auslass einen besseren "Wirkungsgrad", also mehr Drehmoment untenrum.

Eine Nockenwelle mit 110° Überschneidung läuft im Leerlauf unruhig und liefert wenig Vakuum. Dafür aber mehr Drehmoment untenrum, aber eine flachere Leistungskurve.
Eine Nockenwelle mit 114° Überschneidung läuft im Leerlauf ruhiger und liefert wieder mehr Vakuum. Untenrum etwas weniger Drehmoment, dafür aber eine höhere Leistungskurve.

Beim Komprimieren sind also immer beide Ventile geschlossen?!?
Hab ich so auch nicht gewusst! - Danke!!!

Man liest/hört nur immer und überall, daß man mit einer Nockenwelle, die eine Ventilüberschneidung von 114° oder 116° hat, mit der Verdichtung sogar nach oben gehen kann, weil durch die große Überschneidung der Kompressionsdruck geringer, und somit die Klopf-/Klingelgefahr reduziert wird! besoffen


Vielen Dank also nochmal, und wenn euch nochwas einfällt,... nur heraus damit!!! Feixen

Viele Grüße,
Flo


ps.: Sieh es positiv Frank,... die 2-Finger-Such-Methode ist zumindest doppelt so schnell, wie die 4-Finger-Such-Methode!!! Feixen
[Bild: ycm.gif]

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